Anhand der Umlaufintensität (auch Umlaufquote oder Arbeitsintensität) wird der Anteil des Umlaufvermögens am Gesamtvermögen dargestellt. Es wird demnach aufgezeigt, zu wie viel Prozent das Gesamtvermögen aus Vermögensgegenständen des Umlaufvermögens (Vorräte, Rohstoffe etc., Forderungen, Wertpapiere, liquide Mittel) besteht.

Zur Berechnung der Umlaufintensität werden Umlauf- und Gesamtvermögen ins Verhältnis zueinander gesetzt:

Es gilt zu beachten, dass die Umlaufintensität nicht allein für sich betrachtet werden sollte, da sie nur geringe Aussagekraft hat. Vielmehr sind sowohl deren Entwicklung über mehrere Geschäftsjahre als auch ihre Bestandteile genauer zu untersuchen. Aber auch die branchenspezifischen Merkmale sollten nicht außer Acht gelassen werden. So weisen produzierende Unternehmen klassischerweise eine geringere Umlaufintensität (wegen hohem Anlagenanteil) auf als Unternehmen im Handelsgewerbe (höheres Umlaufvermögen infolge der Vorratshaltung von Handelswaren).

Hohe Anteile des Umlaufvermögens zeugen oftmals von einer kurzfristigeren Kapitalbindung (Vorräte und Forderungen lassen sich deutlich schneller in liquide Mittel tauschen als Anlagen und Maschinen). Ein hohes Umlaufvermögen deutet auch darauf hin, dass sich das Unternehmen relativ zügig an Beschäftigungsschwankungen anpassen könnte. Das heißt, dass die Kostenremanenz, anders als bei einer hohen Anlagenintensität, deutlich geringer ausfallen wird und sich somit positiv auf die Kostenminimierung auswirkt. Entsprechend wird das Jahresergebnis nur bedingt durch Abschreibungen belastet (damit niedrigere Fixkosten). Natürlich besteht die Möglichkeit, dass eine entsprechend hohe Intensität auf negative Auswirkungen schließen lässt. So kann sich der hohe Anteil durch fällige, offene Forderungen oder aus einem (zu) hohen Lagerbestand ergeben.

Im Gegensatz dazu kann ebenso ein geringes Umlaufvermögen positiv zu betrachten sein. Ein klassisches Beispiel liegt hier bei der Optimierung der Lagerbestände, bspw. durch just-in-time-Lieferung, vor. Ebenso senken kurze Zahlungsziele in Verbindung mit einem effizienten Mahnwesen den Forderungsbestand und somit das Umlaufvermögen.

Beispiel

Das Verlagshaus Schwarze Elster GmbH weist nachstehende Bilanz auf:

Zur Ermittlung der Umlaufintensität wird das Umlaufvermögen mit dem Gesamtvermögen ins Verhältnis gesetzt. Die Berechnung lautet: 1.000.000 € (Umlaufvermögen) / 1.200.000 € (Gesamtvermögen) x 100 = 83%. Die Umlaufintensität gibt aber nur dann einen Anhaltspunkt zur Vermögenssituation in Verbindung mit einem Zeitreihen- und Branchenvergleich. Das Verlagshaus liegt genau Branchenschnitt (Verlagswesen ca. 80-85%).

Vorratsintensität

Die Vorratsintensität stellt eine Teilbetrachtung der Umlaufintensität dar. Die Formel zur Berechnung lautet:

Alternativ kann die Berechnung ohne „x100“ erfolgen. Im Ergebnis erhält man eine Dezimalzahl, die dann als Vorratsquote bezeichnet wird.

Wie bereits im Abschnitt oben erwähnt, fällt das Umlaufvermögen im Handelsgewerbe deutlich höher aus als bspw. im produzierenden Gewerbe. Dies kann auf das Vorratsvermögen übertragen werden. Entsprechend zeigen hohe bzw. niedrige Vorratsbestände ähnliche Tendenzen wie beim Umlaufvermögen auf.

Negativ zu beurteilen sind unter anderem hohe Lagerbestände (höhere Kosten, Kapitalbindung, etc.) oder auch ein erhöhtes Absatzrisiko. Das Absatzrisiko rührt aus dem hohen Lagerbestand insofern her, als dass nur geringere Teile des Bestandes kurzfristig abgesetzt werden können und der restliche Bestand entsprechend im Lager verbleibt und wiederum Kosten verursacht.

Ihre Entwicklung kann wiederum im Vergleich des Betrachtungsjahres mit vorherigen Geschäftsjahren besser beurteilt werden. So kann eine Bestandserhöhung durch rückgängige Umsätze entstehen (Beispiel: nicht verkaufte Modewaren während der Covid-Pandemie). Andererseits kann auch eine positive Markterwartung dazu beigetragen haben, den Vorratsbestand aufgrund zu erwartender hoher Nachfrage aufzubauen. Ähnlich verhält es sich beim Bereithalten höherer Warenbestände bei möglichen anstehenden Lieferschwierigkeiten (bspw. Getreide infolge des russ. Angriffskrieges in der Ukraine) oder Preissteigerungen (durch gestiegene Energiekosten, Inflation, etc.).

Beispiel

Zur Berechnung wird auf die obenstehende Bilanz der Schwarze Elster GmbH verwiesen.

Zur Ermittlung der Vorratsintensität wird gerechnet: 270.000 € (Vorräte) / 1.200.000 € (Gesamtvermögen) x 100 = 23%. Ebenso wie bei der Umlaufintensität bedarf es u. a. eines Vergleiches mit den Vorjahren, um eine Entwicklung ableiten zu können. Der vorliegende Wert liegt etwas über dem branchenüblichen Schnitt von rund 17-21%.

Forderungsintensität

Auch die Forderungsintensität stellt einen Teil der Umlaufintensität dar. Sie wird wie folgt berechnet:

Analog der Vorratsquote wird auch die Forderungsquote insofern berechnet, als dass hier das „x100“ entfällt. Das Ergebnis gibt die Forderungsquote als Dezimalzahl an.

Es kann im Allgemeinen die Aussage getroffen werden, dass eine hohe Forderungsintensität im positiven Sinne durch gestiegene Umsätze bzw. im negativen Sinne aufgrund einer schlechten Zahlungsmoral der Kundschaft bedingt ist. Unerlässlich ist es, die Entwicklung mittels Zeitreihenvergleich konkret zu analysieren. Auch hier gilt: Branchenvergleich nicht vergessen, um die Werte besser einordnen zu können.

Für eine sachdienlichere Beurteilung ist ein Hinzunehmen weiterer Kennzahlen dienlich: Genannt sei hier unter anderem die Umschlagshäufigkeit der Forderungen, das Debitorenziel oder auch Kennzahlen der Ertragslage. Auf die vorgenannten Kennzahlen wird in kommenden Beiträgen genauer eingegangen.

Beispiel

Zur Berechnung wird auf die obenstehende Bilanz der Schwarze Elster GmbH verwiesen.

Der zu ermittelnde Wert berechnet sich wie folgt: 640.000 € (Forderungen) / 1.200.000 € (Gesamtvermögen) x 100 = 53%. Der Forderungsbestand kann als branchenüblich im Verlagswesen (47-56%) betrachtetet werden. Auch hier gilt die Maßgabe, stets einen Zeitreihenvergleich anzustellen.

Hinweis zur Anwendungstaxonomie

Im Rahmenplan mit Lernzielen wird die Umlaufintensität einschließlich ihrer Bestandteile dem Punkt 2.2.2 zugeordnet. Demnach müssen die Intensitäten zur Beurteilung der Vermögensstruktur und -entwicklung eingesetzt werden können.

Rechtsstand: 10/2022

Hinterlasse einen Kommentar